Die Meisterjahre

Mit dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die 1. Amateurliga Hessen wurde im Spieljahr 1949/1950 ein wichtiger Grundstein für die Erfolge der kommenden Jahre gelegt.

Pünktlich zum Start der Verbandsrunde der obersten Hessischen Spielklasse wurde das neue Lampertheimer Stadion, das heutige Adam-Günderoth-Stadion fertiggestellt.

Zum ersten Heimspiel erwartete der Aufsteiger aus der Spargelstadt die etablierte Landesligamannschaft von Rot-Weiß Frankfurt. Sage und schreibe 5000 Zuschauer, der noch heute gültige Zuschauerrekord, wohnten dieser Begegnung bei, die die Mannschaft des FCO bei drückender Hitze mit 2:0 für sich entschied. Und was ein guter Rundenstart wert ist, daß zeigte die damalige Truppe eindrucksvoll. Bis zum Jahresende 1950 wurde von 19 Verbandsspielen der Vorrunde nur ein einziges verloren. Bemerkenswert aus heutiger Sicht ist, daß das letzte Punktspiel am 31.12.1950 stattfand; für Statistiker: die Olympia gewann gegen Opel Rüsselsheim mit 4:0.

Mit dieser tollen Vorrunde legte die Mannschaft von Trainer Karl Vetter den Grundstein für eine Riesensensation. Das damalige Fachblatt “Sport der FNP” hatte dem Aufsteiger zwar einen guten Mittelplatz unter den zwanzig Vereinen, nie aber die Meisterschaft zugetraut; auch damals konnten sich Experten also schon irren.

Am 06.05.51 machte der FC Olympia mit einem 7:2 gegen Hermannia Kassel im heimischen Stadion dann sein Meisterstück. Leider konnten sich Spieler und Trainer nicht lange über den großen Erfolg freuen, da bereits zwei Wochen später die Aufstiegsspiele zur zweiten Liga Süd, der damals zweithöchsten Spielklasse in Deutschland anstanden. Wie wir alle wissen, konnte der Durchmarsch in diese Klasse bedauerlicherweise nicht mehr geschafft werden.

Natürlich wurde der Vorjahresmeister in der Verbandsrunde 1951/52 als Mitfavorit auf den Titel gehandelt, zumal man keine gravierenden Abgänge zu verzeichnen hatte. Für den scheidenden Trainer Karl Vetter stand nun Willi Pennig auf der Kommandobrücke. Zu Beginn der Runde kam die Mannschaft offensichtlich nicht mit ihrer Favoritenrolle und der Tatsache, daß jeder Gegner dem Vorjahresmeister ein Bein stellen wollte, zurecht.

Den Stellenwert, den der FC Olympia hatte, zeigt ein Zeitungsbericht aus der damaligen Zeit, den wir in unseren Archiven gefunden haben und den wir nachfolgend – in Auszügen – zitieren. Erschienen ist dieser Artikel in der Zeitung “Neuer Sport” geschrieben von dem Journalisten Horst Müller.

Spargel, Moor und Meisterschaft

Lampertheim, das kleine, schmucke Städtchen vor den Toren Mannheims, ist auf dem besten Weg ein Begriff zu werden. Es besitzt ein in der Heilwirkung Bad Pyrmonts noch übertreffendes Moorbad, es nennt ein paradiesisches Naturschutzgebiet sein eigen und seine Spargel werden von den Feinschmeckern in Frankfurt ebenso geschätzt wie in München. So gewichtig all diese Dinge sich auch ausnehmen, richtig volkstümlich bekannt geworden ist Lampertheim erst durch den Fußball, durch seine “Olympia”.

Wer geneigt ist, aus der gemütlichen “Mannemer Sproch” der Lampertheimer Rückschlüsse auf das Temperament seine Fußballspieler zu ziehen, sieht sich getäuscht. Gewiß, sie spielen – besser gesagt, sie tändeln – gerne, besonders wenn sie einen Torvorsprung besitzen, aber sie können auch erbittert kämpfen, wenn Not am Mann ist …

Vielleicht liegt dieses Vernarrtsein in das Spiel auch an der idyllisch gelegenen Stadionanlage, die 12.000 Menschen Platz bietet und mit ihrem idealen Rasenteppich einen “Erfolgsfußball” geradezu als Entweihung ansehen würde. Lampertheims Stern begann zum erstenmal hell zu leuchten als seiner Mannschaft 1948 die Erringung des Hessenpokals glückte.

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Mit Beginn der Saison löste Willi Pennig Trainer Vetter ab, schien aber in Lampertheim vom Pech verfolgt; es war im Anfang einfach “der Wurm drin”. Bald schon ließen sich die ersten Schwarzseher vernehmen, die den Abstieg prophezeiten, aber Pennig wußte nur zu gut, daß man mit dieser Mannschaft auch auf “Warten” gehen konnte … und gegen Ende der Vorrunde kam der Formanstieg. Aus dem Hinterfeld schlängelte sich die Olympia stetig nach vorn und als der zehnte Platz erreicht war, meinte Verteidiger Krämer pfiffig “Mer werrn die Meisterschaft widder mache misse, die wolles wirklich net anders”.

Der vorbildliche Mannschaftsgeist brachte die Mannschaft tatsächlich noch an die Spitze und am kommenden Sonntag darf sie zum zweitenmal zum Sprung in die zweite Division ansetzen.

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Auf die Aufstiegsspiele darf man gespannt sein. Neben Lampertheims Bevölkerung und uns, vom “Neuen Sport”, hoffen Hessens Sportfreunde auf ein gutes Abschneiden der Elf. Die Landesligisten wohl am meisten, denn sie wären einen Abonnenten auf die Meisterschaft los.

Horst Müller

PS: Wie Sie, liebe Leser, aus dem Bericht erkennen, hat es die damalige Mannschaft also tatsächlich geschafft, ihren Titel erfolgreich zu verteidigen, was übrigens in der Folgezeit außer dem FC Olympia nur noch der VfR Bürstadt schaffte.

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