Benefizspiel erfüllt Ringos letzten Wunsch

Gelungene Veranstaltung zum Abschiedsspiel von Alija "Ringo" Hercegovac

Benefizspiel erfüllt Ringos letzten Wunsch

„Es war ein durchaus trauriger und schmerzlicher Anlass“, heißt es in den sozialen Netzwerken. Denn am Samstag erwiesen rund 300 Freunde, Familienmitglieder und Weggefährten dem jüngst verstorbenen Torwarttrainer Alija „Ringo“ Hercegovac im Adam-Günderoth-Stadion die letzte Ehre.
Bei einem Benefizspiel gedachten sie des gebürtigen Bosniers, der rund ein halbes Jahrhundert alles für den Lampertheimer Fußball gegeben hat. „Er hat es geschafft, mit seiner Art bei allen Vereinen in Stadion eine Brücke zu schlagen. Er war von allen gemocht und respektiert“, erinnerte sich Marco Steffan, Gründer der „Athletes for Charity“-Stiftung, der Ringo als überaus gutherzigen Menschen erlebt hatte. Kein Wunder also, dass selbst der Himmel zunächst etwas weinte – dann aber doch noch aufklarte.

Es war ihm eine Herzensangelegenheit: Wegen einer frischen Hüft-OP konnte Timo Hildebrand beim Benefizspiel zwar nicht selbst mitkicken, den Anstoß mit Witwe Nada Hercegovac ließ er sich aber nicht von gesundheitlichen Rückschlägen nehmen. „Ringo war ein Vaterersatz für mich. Einer, der mich extrem gepusht hat und bei jedem Training mit voller Leidenschaft dabei war. Er war jemand, der einen aber auch mal in den Arm genommen hat“, erinnerte sich der Ex-Nationaltorhüter. Ihn hatte Hercegovac als einen seiner bekanntesten Schützlinge für den Rasensport stark gemacht und ihn bestärkt, beim VfB Stuttgart sein Glück zu versuchen. Mit Erfolg: 2007 wurde er mit dem Stuttgarter Verein deutscher Meister. „Ringo ist deshalb einer der bedeutsamsten Menschen in meinem Leben“, so Hildebrand heute.

In den 80er Jahren schon kommt der Bosnier Hercegovac als Trainer zum FV Hofheim. Warum ihn heute alle Ringo nennen, das bleibt ein Geheimnis. In den 90er Jahren trainiert er den talentierten Timo Hildenbrand. Doch auch beim VfB und den Azzurri, beim VfR Fehlheim und den Sportfreunden Heppenheim bildet er die Schlussmänner aus. Sogar die Jugendabteilungen von Wormatia Worms und des 1. FC Kaiserslautern vertrauten dem gebürtigen Bosnier ihre Talente an.
„Es gibt wohl keinen Torhüter in Lampertheim, den Ringo nicht trainiert hat“, ist der sportliche Leiter des FV, Herbert Kern, sicher. Kein Wunder also, dass sie zum Benefizspiel auch alle gekommen waren. Gegen wechselnde Teams von FC Olympia 09, A.S. Azzurri Italia, VfB Lampertheim und FC Waldesruh trat das „Team Ringo“, bestehend aus Sohn Alen Hercegovac und Freunden seines Vaters, an. Timo Hildebrand wurde derweil für Autogramme und Selfies belagert, was ihn aber nicht störte: „Nach Lampertheim komme ich ein- oder zweimal im Monat. Das ist schon okay.“

In der Pause kamen dann auf Ringos Wunsch zwei Hildebrand-Trikots aus seinem Privatbesitz zugunsten der „Athletes for Charity“-Stiftung unter den Hammer. Eines stammte von der Heim-WM 2006, auf dem die komplette DFB-Auswahl unterschrieben hatte. Es brachte dank des Mannheimer Auktionators Robert Schwab 300 Euro ein. Eine Summe, die Hildebrand aus eigener Tasche verdoppelte. Ein zweites Leibchen aus der Zeit bei Schalke 04 ließ sich eine Käuferin 130 Euro kosten, was alle Beteiligten sehr freute. So hätte es sich auch Ringo gewünscht, waren alle sicher.
Patrick Andres, Fußballspieler des Vereins Olympia Lampertheim, fand einfühlsame und liebe Worte: „Alija ‚Ringo‘ Hercegovac bleibt unvergessen. Aber er wird uns allen schrecklich fehlen.“

Quelle: Lampertheimer Zeitung / Meike Paul
Foto: Thorsten Gutschlak

Nun ist sein letztes Spiel gespielt. In Anlehnung an sein Geburtsdatum rollte am Sonntag exakt um 17:08 Uhr ein letztes Mal der Ball im Adam-Günderoth Stadion für Alija „Ringo“ Hercegovac – und der muss im Himmel gelächelt haben. Denn einer seiner letzten Wünsche ist fast zwei Monate nach seinem Tod erfüllt: die Versteigerung zweier Trikots von Ex-Nationaltorwart Timo Hildebrand zugunsten eines guten Zwecks.
Vergessen wird Hercegovac, den alle nur Ringo nannten, in der Spargelstadt aber so schnell nicht. Denn der gebürtige Bosnier hat rund ein halbes Jahrhundert alles für den Lampertheimer Fußball gegeben. Mit seinem unermüdlichen Einsatz bei diversen Vereinen in Lampertheim und der ganzen Region hat er sich als Schiedsrichter – vor allem aber als Torwarttrainer – unsterblich gemacht. Trotz Nieselregens zu Beginn erwiesen ihm fast 300 Besucher beim Benefizspiel die letzte Ehre.

„Ringo“ trainierte sie alle

„Es gibt wohl keinen Torhüter in Lampertheim, den Ringo nicht trainiert hat“, pflegt sein langjähriger Weggefährte Herbert Kern zu sagen. Als Trainer und sportlicher Leiter des FV Hofheim holt er Ringo in den 80er Jahren zum FV. Daneben kümmerte sich der emsige Lampertheimer – teilweise parallel – um die Schlussmänner vom VfB und der Azzurri, weitere Stationen waren der VfR Fehlheim und die Sportfreunde Heppenheim.
Zeitweise habe er „alle Torhüter in Lampertheim trainiert“, lautet die Legende. Woher sein Spitzname Ringo stammt, wurde übrigens nie offiziell aufgeklärt. Auch die Jugendabteilungen von Wormatia Worms und dem 1. FC Kaiserslautern vertrauten dem gebürtigen Bosnier ihre Talente an.
Sein letztes Engagement übte der nimmermüde Ringo, der nach Knieproblemen in Deutschland nie selbst das Tor hütete, bei Olympia Lampertheim aus. Trotz seiner Krankheit habe er dort noch in der Rückrunde auf dem Platz gestanden und die Keeper trainiert. Wohl auch deshalb wussten viele nicht, wie schlecht es um ihn stand. Auch nicht seine allergrößte sportliche Entdeckung. Timo Hildebrand, 2007 Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart und siebenfacher Nationalspieler, verdankt auch Ringo seine Profikarriere.

Unter Hercegovac hütete der Hofheimer in der Jugend das Tor, bis er den Sprung zum VfB schaffte. „Ringo hat mir beigebracht, mich durchzubeißen, mich schwierigen Situationen zu stellen und Verantwortung zu übernehmen“, sagt Hildebrand heute. Hercegovac sei eine bedeutende Person für sein Leben und sei immer für ihn da gewesen.
Deshalb ist es für den ehemaligen Profi das „Mindeste“, als Gast beim Benefizspiel dabei zu sein. Wegen einer kürzlichen Hüft-OP durfte Hildebrand zwar nicht sportlich mitwirken – den Anstoß mit Witwe Nada Hercegovac ließ er sich aber nicht nehmen.

Weitere Trikots werden versteigert

Einen Tag vorher hatte er noch die Zweitligasaison bei seinem Ex-Verein in Stuttgart mit eröffnet. Während sich auf dem Rasen ein „Team Ringo“, bestehend aus Sohn Alen Hercegovac und Freunden seines Vaters, mit wechselnden Teams der FC Olympia 09, A.S. Azzurri Italia, VfB Lampertheim und FC Waldesruh maßen, gab der Ex-Profi fleißig Autogramme und stand für Selfies bereit.

In der Halbzeit wurden dann – so war es Ringos Wunsch – zwei ganz besondere Trikots zugunsten der „Athletes for Charity“-Stiftung versteigert, die Hildebrand eins seinem Ziehvater geschenkt hatte. Das Torwart-Dress vom Sommermärchen 2006, bei dem Hildebrand dritter Torhüter hinter Jens Lehmann und Oliver Kahn war, fand für 300 Euro einen Abnehmer. Signiert war es mit Unterschriften der damaligen DFB-Auswahl. Hildebrand selbst legte diesen Betrag noch einmal als Spende obendrauf. Ein Trikot aus seiner Zeit bei Schalke 04 ergatterte eine Frau für 130 Euro. Dazu sollen noch ein von Klaus „Schlappi“ Schlappner signierter Ball und weitere Trikots im Internet zugunsten der Stiftung versteigert werden. Einen schöneren Schlussakkord hätte sich wohl auch Ringo nicht wünschen können.

Quelle: Südhessen Morgen / Kevin Schollmaier

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